Kleiner Fotoworkshop zur Porträtfotografie im Studio für Anfänger und Studioneulinge
Es gibt immer wieder Fotografen, die gerne einmal im Studio fotografieren möchten. Manche haben mit Tier- und Landschaftsfotografie schon viel Erfahrung gesammelt, andere sind ambitionierte Outdoorfotografen, würden sich aber sehr gerne einmal in der Peoplefotografie im Studio ausprobieren.
Wäre da nicht die Angst, das Studio zu verlassen und kein einziges gutes Foto geschossen zu haben, weil die „Technik zu kompliziert“ ist, die „vielen Lichtformer verwirren“, die undurchschaubaren „Licht-Setups irritieren“ und der vertraute Kamera-Automatikmodus verlassen werden muss usw.
Alle diese Bedenken sind einfach und leicht zu entkräften, in diesem kleinen Porträtfotografie-Fotoworkshop für Studioneulinge werden wir die Grundlagen der Porträtfotografie in einem Fotostudio behandeln.
Kleiner Fotoworkshop zur Porträtfotografie
Dies ist ein einfacher und unkomplizierter Einstieg in die Studiofotografie für Anfänger und fortgeschrittene Fotografen ohne Studioerfahrung.
Das Ziel ist, dass du am Ende des Fotoworkshops das Grundwissen und die Fähigkeiten hast, dies in der Praxis anzuwenden, um beeindruckende Porträts in einer Studioumgebung aufzunehmen. Und los geht’s!
Die Ausrüstung
Lassen wir uns zunächst über deine Ausrüstung sprechen, die du für die Porträtfotografie in einem Fotostudio benötigst.
Kamera
Eine DSLR-Spiegelreflexkamera oder DSLM spiegellose Kamera ist für die Porträtfotografie im Fotostudio am besten geeignet. Verwende eine Kamera, bei der du die Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert manuell einstellen kannst. Wichtig, die Kamera sollte einen Blitzschuh haben.
Empfohlene Kameraeinstellungen im Studio mit Blitzlicht sind:
Dateiformat: RAW
Aufnahmemodus: M (Manuell)
Belichtungszeit: 1/160 sec (1/125 – 1/250)
ISO: 100 (200)
Blende: f8.0
Weißabgleich: Manuell (5500 Kelvin)
Objektiv
Festbrennweiten 50-mm, 85-mm oder 105-mm-Objektive sind die meistgenutzten Objektive für die Porträtfotografie. Natürlich kannst du für den Anfang auch Zoomobjektive in diesem Brennweitenbereich verwenden.
Bedenke, je kleiner die Festbrennweite deines Objektivs ist, umso größer wird dein Bildausschnitt.
Stativ
Wer nicht aus der Hand fotografieren möchte oder die Kamera nicht ruhig halten kann, kann auch im Studio ein Stativ verwenden. Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Verwendung eines Stativs im Studio durchaus sinnvoll und empfehlenswert. Einige Fotografen verwenden grundsätzlich ein Stativ, um eine hohe Bildqualität und die höchste Schärfe zu erreichen. Die Verwendung eines Stativs hat auch noch andere Vorteile. Wer mit extrem schwacher Beleuchtung im Studio arbeitet, zum Beispiel mit Kerzenlicht oder Lightpainting ist ein Stativ ein Muss.
Viele Fotografen bevorzugen auch Aufnahmen aus der Hand, weil sie sich frei um ihr Motiv herumbewegen können und so bei der Bildgestaltung uneingeschränkt sind. Zudem verhindern Bildstabilisierungssysteme, dass man durch sein eigenes Zittern die Aufnahmen verwackelt.
Die Beleuchtung
Eine gute Studiobeleuchtung ist für die Porträtfotografie im Studio unerlässlich.
In der Studiofotografie verwendest du in der Regel Studioblitze, es gibt auch Fotografen, die bevorzugt mit Dauerlicht arbeiten.
Licht wird allgemein als hell oder dunkel bezeichnet. In der Fotografie ist Licht das wichtigste Gestaltungsmittel und wird in mehrere Kategorien unterteilt.
Der Fotograf spricht von:
Führungslicht (Keylight)
Es ist in der Regel die Hauptlichtquelle. Mit dem Führungslicht wird die Grundhelligkeit gesetzt und die Schattenstärke (je nach Lichtformer) sowie der Schattenwurf bestimmt.
Aufhelllicht (Fill Light)
Je nachdem wie stark die Schatten gewünscht sind, kann zur Verminderung der Schatten, die das Führungslicht verursacht, ein Aufhelllicht (Lichtformer oder Reflektor) verwendet werden.
Spitzlicht (Back Light)
Das Spitzlicht setzt Akzente und verleiht dem Bild mehr Tiefe bzw. Kontur an den Haarspitzen und Schultern.
Hintergrundlicht
Das Hintergrundlicht leuchtet den Hintergrund aus. Die Lichtquelle wird direkt auf den Hintergrund gerichtet, um ungewollte Schatten aufzuhellen. Wer den Hintergrund kreativ gestalten will, kann diese Farbfolien vor den Lichtquellen ausleuchten. Wer sein Motiv einfach vom Hintergrund per Software freistellen möchte, verwendet das Hintergrundlicht gleichmäßig zur Überbelichtung.
Frontallicht
Das Licht kommt aus der gleichen Richtung wie die Kamera und erzeugt eine nahezu schattenfreie Ausleuchtung.
Seitenlicht
Die Lichtquelle wird seitlich vom Motiv links oder rechts aufgestellt. Das Seitenlicht leuchtet nur eine Seite aus, während die andere Seite im Schatten bleibt. Dieser kann je nach Lichtquelle hart oder sehr subtil sein. Seitenlicht betont zudem die Konturen, verleiht dem Foto Tiefe und eine plastischere Wirkung.
Streiflicht
Wie der Name schon sagt, streift das Licht das Motiv nur. Streiflicht wird meistens von der Seite verwendet, um die Konturen zu modellieren und zu betonen.
Gegenlicht
Beim Gegenlicht steht die Lichtquelle direkt gegenüber, dazwischen befindet sich das Motiv. Mit Gegenlicht lassen sich schöne weiche Lichtakzente setzen, bei sehr niedrigem Kontrast.
Catchlight
Dabei handelt es sich um Augenreflexionen bei der Porträtfotografie. Catchlight werden in der Regel durch die Reflexion der Lichtquelle in den Augen der porträtierten Person erzeugt. Porträtfotos ohne Catchlights können langweilig und leblos wirken. Je nachdem, welcher Lichtformer verwendet wird, unterscheiden sich Catchlight in der Größe und Form. Ein Beauty-Dish ohne Diffusor erzeugt ein Catchlight als definierten Kreis mit einem schwarzen Kreis in der Mitte.
In der Fotografie und beim Filmemachen unterscheidet man auch zwischen weichem und hartem Licht.
Die Form und die Größe der Lichtquelle sowie der Abstand der Lichtquelle zum Motiv sind dabei entscheidende Faktoren.
Eine großflächige Lichtquelle wie zum Beispiel eine Octagon-Softbox oder ein Schirm, der nah genug am Motiv aufgestellt wird, streut das Licht und erzeugt ein sehr weiches gleichmäßiges Licht.
Ein Normalreflektor ist eine kleine Lichtquelle, je weiter dieser vom Motiv aufgestellt wird, desto härter das Licht. Mit punktförmigen Lichtformern wie Spot oder Tubus, welche ein gerichtetes Licht erzeugen, kann die Härte des Lichts noch verstärkt werden.
Wo Licht ist, ist aber bekanntlich auch Schatten.
Der erfahrene Studiofotograf weiß, wie das Spiel mit Licht und Schatten in der Studiofotografie funktioniert, um zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen und wie er sein Motiv optimal ausleuchtet.
Schatten sind ein wundervolles Gestaltungsmittel in der Fotografie und verleihen der Aufnahme mehr Ausdruck und geben ihr eine besondere Stimmung. Die Kunst ist es, das richtige Gleichgewicht von Licht und Schatten zu finden.
Als Studioneuling kann man schnell überfordert sein, wenn man zu Beginn gleich zu viele Lichtquellen einsetzt und nicht weiß, welcher Lichtaufbau bzw. welches Lichtsetup den gewünschten Effekt erzeugt und für die Aufnahme optimal ist.
Jede weitere Lichtquelle erzeugt zusätzliche Schatten, da kann es dann schon manchmal vorkommen, dass der Schatten zum Feind wird und die Ergebnisse enttäuschen.
Darum ist für den Einstieg in die Studiofotografie im Grunde eine Lichtquelle völlig ausreichend und bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten der Lichteinstellungen und an Lichteffekten.
Das Posieren
Die Pose ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Porträtfotografie. Zu Beginn wirst du nicht gleich mit einem Profimodel starten, darum ist es wichtig deinem Model ein paar Anweisungen zu geben.
Hier einige Tipps, die dir bei der Positionierung deines Models oder deiner zu porträtierenden Person helfen können.
Lass dein Model erstmal in der neuen, ungewohnten Umgebung ankommen und entspannen. Bau Vertrauen auf, indem du dich mit deinem Model absprichst und ihr jeden einzelnen Schritt gemeinsam plant. Berücksichtige auch die Ideen und Wünsche deines Models. Bitte dein Model, in einer lockeren, entspannten Position zu sitzen oder zu stehen.
Manchmal ist es zu Beginn hilfreich zu vermeiden, dass du die zu porträtierende Person direkt in die Kamera schauen lässt. Lass sie stattdessen leicht zur Seite oder über die Kamera blicken. Sobald etwas mehr Routine entstanden ist, blicken die meisten sowieso direkt in die Kamera.
Blicke an der Kamera vorbei, können schüchtern, verlegen, aber auch geheimnisvoll wirken, Blicke direkt in die Kamera dagegen selbstbewusst und dominant.
Verwende Requisiten, um interessante Posen zu schaffen und um Spannungen abzubauen. Zum Beispiel kann ein Stuhl oder Hocker verwendet werden, um eine lässige Sitzhaltung zu erzeugen.
Lass dein Model zwischendurch durchatmen bzw. tief einatmen, um die Gesichtsmuskeln zu entspannen, und deine Fotos werden natürlicher wirken.
Die Komposition
Die Komposition ist der letzte Aspekt der Porträtfotografie, den wir behandeln werden. Hier sind einige Tipps für ein optisch ansprechendes Porträt.
Verwende für mehr Spannung und Dynamik in deinem Foto die Drittelregel, um deine Aufnahme zu komponieren. Stelle dir vor, dass dein Bild in Drittel unterteilt ist und platziere dein Motiv in einem der Schnittpunkte.
Verwende den negativen Raum, um eine einfache, elegante Komposition zu schaffen. Der Negativraum ist der Bereich um das Motiv herum.
Berücksichtige auch den Hintergrund beim Komponieren deiner Aufnahme. Ein schlichter Hintergrund kann dazu beitragen, die Aufmerksamkeit direkt auf das Motiv zu lenken.
Probiere auch verschiedene Blickwinkel und Perspektiven aus, um eine einzigartige Komposition zu schaffen. So kannst du zum Beispiel ein Foto von oben oder unten machen, um eine interessante Perspektive zu schaffen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Porträtfotografie in einem Fotostudio viel Spaß machen und erstaunliche Ergebnisse liefern kann.
Wenn du diese Tipps zur Ausrüstung, Beleuchtung, Pose und Bildkomposition befolgst, bist du auf dem besten Weg, schöne Porträts zu machen.
Denk daran, zu üben, zu experimentieren und Spaß zu haben!
Alle, die ihr fotografisches Wissen erweitern möchten, können enorm von einem Fotoworkshop profitieren.
Bei uns im Studio bieten wir immer wieder spannende und interessante Fotoworkshops mit renommierten Fotografen und Fototrainern an.
Diese Fotoworkshops sind immer eine ausgeglichene Mischung aus Theorie, praktischen Übungen und kreativen Ideen.
Ein Fotoworkshop bietet viele Vorteile, Ansprechpartner für individuelle Fragen, Erfahrungen sammeln, Gleichgesinnte kennenlernen, Feedback bekommen, Inspiration und Austausch von Ideen, Wissen erweitern, Lernen und Spaß haben!
*Gender-Hinweis
Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen & personenbezogenen Wörtern wird die männliche Form genutzt. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter, männlich, weiblich und divers (m/w/d).